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So 20. Okt | 11:30 Uhr | Theatertreff | ||||
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Boike Rehbein | Soziologe Was heißt es, einen anderen Menschen zu verstehen? Verstehen ist ein vieldeutiger Begriff, der sich auf höchst unterschiedliche Gegenstände beziehen kann. Eine ganz besondere Form des Verstehens bezieht sich auf andere Menschen. Was meinen wir, wenn wir sagen, einen anderen Menschen zu verstehen? Der Gegenstand dieses Verstehens zeichnet sich vor allen anderen möglichen Gegenständen dadurch aus, dass es sich um ein Leben handelt, das eigentlich nur aus der Perspektive desjenigen zugänglich ist, der es vollzieht und verstanden werden soll. Daher ist der Gegenstand des Verstehens anderer Menschen ebenso problematisch wie der Prozess. Wenn wir einen anderen Menschen verstehen wollen, versuchen wir, ein
anderes Dasein zu vollziehen. Wir können das nur in einer hypothetischen
Weise tun, da der faktische Vollzug eines anderen Daseins nicht möglich
ist. Man muss wie der andere Mensch handeln können, um ihn zu verstehen
– zumindest in der Fantasie. Und man muss sein symbolisches Universum
kennen – zumindest ansatzweise. Der tatsächliche Vollzug ist
keine notwendige Bedingung, aber er ist eine bessere Basis als die bloße
Fantasie. Es ist nicht das Gleiche, sich vorzustellen, hungrig zu sein,
und wirklich hungrig zu sein. Verstehen kann uns lehren, wie ein anderer
Mensch die Welt sieht. Wir können nicht nur eine Sichtweise der Welt
lernen, sondern auch ein Dasein. Von einem anderen Standpunkt aus sehen
wir nicht nur anders und anderes, sondern wir leben, handeln und fühlen
uns anders. „Derjenige ist als Mensch nicht zu verstehen, dessen Dasein man nicht nachvollziehen kann.“ Prof. Dr. Boike Rehbein hat den Lehrstuhl für Gesellschaft und Transformation in Asien und Afrika an der Humboldt-Universität zu Berlin. Forschungsschwerpunkte: Globalisierung, Sozialstrukturen, Soziologische Theorie, Festland-Südostasien.
Zeha Schröder | Theatermacher „Sie müssen mich fragen und nicht sich, wenn Sie mich verstehen wollen.“ Hamann Zeha Schröder ist künstlerischer Leiter und Konzeptentwickler, Regisseur sowie Schauspieler bei dem freien Theaterensemble „Freuynde & Gaesdte“ in Münster, das überregional bekannt ist und mit seinen Produktionen bei zahlreichen renommierten Festivals zu Gast ist.
Marina Döring | Sprachmittlerin Sprachmittler in Auslandseinsätzen der Bundeswehr Mazar-e Sharif: afghanische Delegierte und Bundeswehrangehörige treffen sich zum Gespräch, erfahrene, Dari oder Paschtu sprechende „Dolmetscher in Uniform“ leiten unauffällig eine gelungene Begrüßung ein, schaffen so eine vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre. Schon beim nächsten Treffen müssen vielleicht eine gemeinsame Patrouille vorbereitet, Verträge über die Unterkunft geschlossen oder hochrangige zivile Gäste zu Informationsgesprächen empfangen werden. Als Kenner beider Kulturen helfen militärische Sprachmittler beiden Seiten, ihre Fremdheitserfahrung zu überwinden. Das erfordert nicht nur schnelles Umschalten zwischen den Sprachen und kulturellen Referenzrahmen und große körperlich-seelische Anpassungsfähigkeit: Die Dolmetscher im Dienst der Bundeswehr sind ständig mit der Frage nach ihrer eigenen Rolle konfrontiert. Zu ihrem eigenen Schutz sind sie militärisch ausgebildet, mit einer Uniform und einem militärischen Dienstgrad ausgestattet, formell also Angehörige der deutschen Streitkräfte. Hier eröffnet sich ein Spannungsfeld zwischen der in der Lehre propagierten neutralen Rolle des freiberuflich arbeitenden Dolmetschers und dem militärischen Sprachmittler, der im Auftrag der Bundeswehr handelt und der sich stets seines Platzes in der militärischen Hierarchie bewusst ist. „Wenn man sich nicht einander verstehen will noch kann: so hilft alles Reden nichts, sondern macht nur das Übel ärger. Je mehr Worte, desto mehr Stoff zu Missverständnissen.“ Hamann Oberregierungsrätin Marina Döring ist Referentin im Bundessprachenamt in Hürth, das zum Verteidigungsministerium gehört. Sie rekrutiert und koordiniert Sprachmittler in den Auslandseinsätzen der Bundeswehr. Als Leiterin des Sprachendienstes war sie in Afghanistan und Usbekistan.
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