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Sprache, nicht als Gedächtniswerk,
sondern als Mathematik, als wahre Kunst
zu denken und zu handeln oder
sich mitzuteilen und andere zu verstehen und auszulegen
JGH an Lindner am 17.2.1783
Magus Tage Münster 2010
Programmformate

Die Magus Tage Münster 2010 bringen Schriftsteller und Wissenschaftler in Wortwechsel mit Johann Georg Hamann und Originaltexte Hamanns auf die Bühne. Die Wortveranstaltungen werden musikalisch mit Barockmusik und Neuer Musik begleitet. Die Veranstaltungstitel sind Hamanns Schriften entlehnt.

WORTWECHSEL erinnert, dass "der Reichtum aller menschlichen Erkenntnis auf dem Wortwechsel beruht", und impliziert Hamanns Überzeugung, dass ein Gespräch nicht unbedingt im Konsens enden muss.

SCHERFLEN überschreibt die Vorträge renommierter Wissenschaftler und spielt auf Hamanns "Zwey Scherflein zur neuesten Deutschen Literatur" an mit dem Schlüsselsatz: "Ohne Sprache hätten wir keine Vernunft, ohne Vernunft keine Religion, und ohne diese drei wesentlichen Bestandteile unserer Natur weder Geist noch Band der Gesellschaft".
Aus der Sicht ihres jeweiligen Fachgebiets tragen diese Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihr "Scherflein" bei: die Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Leiss von der Ludwig-Maximilians-Universität München, die Sprachphilosophin Sabine Marienberg, die Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Arbeitsgemeinschaft "Funktionen des Bewusstseins" an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ist, die Neuropsychologin Jutta Mueller vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig, die Psycholinguistin Barbara Schmiedtová von der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, derzeit Center for Advanced Study at the Norwegian Academy of Science and Letters Oslo, und der Sprachwissenschaftler Jürgen Trabant, der als "Weisheitsprofessor" den Lehrstuhl für Europäische Mehrsprachigkeit an der Jacobs University Bremen School of Humanities and Social Sciences innehat.

     SCHERFLEIN Donnerstag, 4. November 2010, 20:00 Uhr
     SCHERFLEIN Samstag, 6. November 2010, 17:30 Uhr
     SCHERFLEIN Samstag, 6. November 2010, 20:00 Uhr

FLIEGENDE BLÄTTER ist der Titel des literarischen Projekts innerhalb der Magus Tage Münster 2010. Christian Lehnert, Peter Waterhouse und Sibylle Lewitscharoff stellen Texte vor, die sie eigens für Münster in Auseinandersetzung mit Hamann verfasst haben.
Im Mittelpunkt ihrer Beschäftigung standen zwei Briefe des Königsbergers an Friedrich Heinrich Jacobi in Pempelfort vom 2. November 1783 (Brief Nr. 721) und vom
14. November 1784 (Brief Nr. 782)
. Diese Briefe sind privat und philosophisch, religiös und ästhetisch aufschlussreich. Inmitten von Bemerkungen Hamanns über seine Familie und Freunde, seine Hypochondrie und seine finanzielle Lage finden sich kritische Anmerkungen zur zeitgenössischen Philosophie, auch zu der von Jacobi, Grund-Sätze über den Zusammenhang von Leidenschaft, Liebe und Erkenntnis, von Leben und Vernunft, Sprache und Körper und Welt. Die Briefe gewähren Einblick in die "genaueste Localität, Individualität und Personalität" des Magus und zeigen die enge Verflochtenheit seiner Existenz mit seinem Denken. "Ohne Wort, keine Vernunft – keine Welt." Dieses Glaubensbekenntnis Hamanns findet sich hier. "Fliegende Blätter" greift den Titel von Hamanns letzter, bis zu seinem Tod in Münster nicht mehr fertiggestellter Schrift "Ein fliegender Brief an Niemand, den Kundbaren" auf und knüpft formal an das 10. Internationale Hamann-Kolloquium an, das sich dem Briefwechsel des Magus in Norden widmete. Alle vier Jahre treffen sich Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen zu einem Kolloquium über Johann Georg Hamann. Das letzte fand unter Federführung von Prof. Dr. Johannes von Lüpke (Wuppertal) vom 23. – 25. September 2010 im IZEA Interdisziplinären Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung in Halle (Saale) statt.

GRUSS AUS KENIG. "Kenig" nennen die Königsberger der mittleren Generation ihre Stadt. Mit dem Magus versucht Wladimir Gilmanov, Professor an der Russischen Immanuel Kant Universität in Kaliningrad, einen Neuansatz für bürgerliches Engagement in seiner Heimatstadt zu denken. Gilmanov übersetzte Hamann ins Russische und schrieb die erste wissenschaftliche Arbeit in Russland über ihn.

PHILOLOG. Der bekannte Schauspieler Hannes Helllmann leiht Johann Georg Hamann Körper und Stimme. Er liest Schlüsselpassagen aus Haupttexten Hamanns: "Aesthetica in nuce", "Versuch über eine akademische Frage" und "Metakritik über den Purismum der Vernunft". Hannes Hellmann springt kurzfristig für den verhinderten Martin Feifel ein.

NÄSCHEREY. Die preisgekrönte junge Pianistin Annika Treutler begleitet die Abende musikalisch. Eine Tochter Hamanns spielte häufig auf dem heimischen Klavier. In seinen "Näschereyen; in die Dreßkammer eines Geistlichen" bemerkt der Magus, dass eine "fromme Etymologie" aus "Dreßkammer" eine Tröstkammer gemacht habe: Sicherlich hätten Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variationen, diese "Clavier Ubung" so "sanften und etwas muntern Charakters", sowie Toru Takemitsus "Raintree Sketch II" auch den gläubigen Melancholiker Hamann "in seinen schlaflosen Nächten ein wenig aufgeheitert".

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